Da es keinen konkreten Thread für eine Kaufberatung gibt, hier mal der Versuch von mir
1. Fahrzeugdaten und Papiere prüfen
Zuerst einmal sollte man die Daten in Fahrzeugbrief mit denen des Fahrzeugs vergleichen. Nachträgliche Änderungen und Tuningteile sollten eingetragen sein bzw. die ABE's vorhanden sein.
Ein Blick ins Checkheft, die Rechungen von Reparaturen, Inspektionen oder verbauten Teilen lässt Schlüsse auf den Pflegezustand zu. Bei älteren Fahrzeugen wird man sicherlich kein lückenloses Checkheft mehr finden. Die letzten TÜV-Berichte sind auch immer ganz nett.
Dann mal schauen wann der nächste Prüftermin ansteht. Fälliger TÜV/AU kann nicht unerhebliche Kosten nach sich ziehen. Ist der TÜV oder die AU bereits abgelaufen oder sind die Prüfbelege nicht mehr vorhanden, kann man das Fahrzeug nicht zulassen.
Vorsicht. Ein frischer TÜV ist kein Garant für einen tadellosen technischen Zustand. Traurig aber wahr.
Die VIN (Vehicle Identification Number) gibt Auskuft über viele interessante Dinge, wie z.B. Baujahr, Motor und Modellvariante.
Eine Hilfe zur Aufschlüsselung gibt es z.B. auf der Hauptseite:
http://www.bandit-online.de/html/vin_faq.htm
Beim 1967er Firebird ist die VIN - Plakette nahe der linken Türaufhängung befestigt. Ab 1968 haben alle Fahrzeuge ihre VIN von außen sichtbar auf der linken Seite des Armaturenbrettes.
Bei der 1st Gen und der 2nd Gen gibt es noch zusätzlich die Cowl-Plate. Dort findet man noch einige zusätzliche Informationen über das Auto.
Eine Erklärung hierzu findet man auch auf der Hauptseite:
http://www.bandit-online.de/html/cowl_tag.htm
Für eine erste Aufschlüsselung kann ich die Seite von Hitman empfehlen:
http://www.78ta.com/cowl.htm
Sonderserien wie der Special Edition hatten auch bestimmte Codes. Eine Hilfe dazu findet man ebenfalls bei Hitman:
http://www.78ta.com/special.htm
Bei vollständigen Papieren kann man noch die RPO-Codes aufschlüsseln. Da das Bulid-Sheet mit den RPO-Codes nicht immer vorhanden ist, sei das Thema hier nur kurz angerissen. Eine Liste der RPO-Codes findet man ebenfalls auf der Hauptseite:
http://www.bandit-online.de/html/technik.htm
Eine weitere bequeme Aufschlüsselung bietet diese Webseite:
http://www.compnine.com/vid.php?
Der Datenbestand wird immer aktualisiert. Einfach mal die VIN eingeben und gut.
Für Leute, die es immer sehr genau nehmen möchten, sei das Firebird Red Book empfohlen:
ISBN-Nr: 0760303924
http://de.bookbutler.com/do/bookCompare ... In=de&zip=
2. Allgemeinzustand / Optik
Da wäre zuerst einmal das wohl auffälligste am Auto. Der Lack.
Amerikanische Lacke sind nicht unproblematisch. Zum Teil wurde hier ein Thermoplastlack verwendet, der sich nicht ohne Weiteres einfach überlackieren lässt. Eine so genannte Verkaufslackierung rächt sich immer wieder.
Ein Problem der 3rd Gen ist der Klarlack. Der kann sich gern mal lösen und sieht dann nicht mehr so toll aus. Gerade an Front und Heck sind solche Problemstellen zu finden. Eine kleine Blase zieht recht schnell andere Blasen nach sich und irgendwann lösen sich dann komplette Stellen. Eine Nachlackierung ist dann unumgänglich.
Den Lack sollte man bei Tageslicht und wenn möglich noch Sonnenlicht prüfen. Farbunterschiede lassen sich dann besser erkennen. Mit einem Magneten kann man noch verspachtelte Stellen finden. Besonders im Bereich der Radläufe, Schweller und unter dem Teppich sollte man genauer hinschauen. Die Tür-Unterkanten und die Unterseite der Heckklappe sind auch immer gern befallen. Bei der 3rd Gen sollte der Targa-Steg noch kontrolliert werden. Bei der 2nd Gen rostet noch gern der untere Bereich des Heckfensters und der Bereich unterhalb der A-Säule. Hier sollte man eigentlich das komplette Auto mittels Endoskop genauer untersuchen.
Bei der 4th Gen ist das Thema Rost nicht so ernst. Der Großteil der Karosse besteht dort aus Kunststoff. Ein genauer Blick unter das Auto kann aber auch hier nie Schaden. Gerade wenn der Wagen ganzjährig bewegt wurde, kann der Anblick erschreckend sein. Achsteile und die Hinterachse sind dabei aber nur optische Fehler. Bis da etwas durchgerostet ist, braucht's schon 50 Jahre.
Besonderes Augenmerk sollte man auf die Dichtungen werfen. Gerade die Tür- und Targadichtungen sind immer sehr teuer. Auch die Fensterschachtleisten sind teuer. Poröse Dichtungen senken den Wert eines Autos nicht unerheblich.
Die Türen sollten korrekt und dicht schließen und geöffent keinesfalls hängen. Die Seitenscheiben sollten frei von Kratzern sein. Sind bereits Kratzer zu sehen, sind die Gleitpads verschlissen. Die Kratzer bekommt man meisst nicht mehr raus.
Sollte der Innenraum muffig, faulig oder feucht riechen, ist irgendwo etwas undicht. Das kann auch die Kofferraumdichtung sein. Ruhig mal den Teppich abtasten und, wenn es geht, hoch heben. So lassen sich auch böse Überraschungen vermeiden.
Im Innenraum gibt es nichts besonderes zu beachten. Der Himmel sollte sich nicht gelöst haben. Der Deckel der Mittelarmlehne sollte nicht locker sein. Bei der 3rd Gen Baujahr 91/92 brechen gern die obereb Halterungen der Getränkehalter in den Türen ab. Die Gurte haben keinen EU-Standard. Sie sperren erst bei einer gewissen Negativbeschleunigung. Testen kann man das aber auch in dem man das Auto zu Teil auf eine Anhöhe fährt und schräg abstellt. Jetzt sollten die Gurte und Sitze blockieren.
Alle elektrischen Helferlein sollten geprüft werden. Die Beleuchtung mal komplett durchchecken. Die Klappscheinwerfer (falls vorhanden) sollten keine ungewöhnlichen Geräusche machen. Bei den 3rd Gen Radios geht auch gern mal das Kassettendeck kaputt. Falls jemand Wert darauf legt, ruhig mal prüfen.
Die 4th Gen hat mit ermüdenden Fensterhebermotoren zu kämpfen. Wenn diese nur noch zögerlich hoch/runter gehen, steht ein Tausch an.Sie kosten nicht die Welt aber müssen mühsam ausgebohrt werden, da sie vernietet sind.
Bei den Airbag-Lenkrädern der 3rd Gen verzieht sich mit der Zeit leider das Material. Das sieht unschön aus, ist aber leider fast normal.
Ein Blick unter die Haube sollte nun folgen. Bei der 3rd Gen sind gern mal die Haubendämpfer platt und die Haube hält nicht mehr von allein. Ersatz bekommt man für +- 80 Euro.
Die Dämmmatte, falls noch vorhanden, sollte nicht eingerissen oder spröde sein. Die kleinen Fasern setzen sich in der Lichtmaschine ab und haben schon so manche Lichtmaschine gekillt. Am besten man reisst die Matte komplett heraus.
Ein grober Überblick ist auch für den Laien nützlich. Wenn kreuz und quer irgendwelche Kabel verlegt sind, deutet das auf einen bastelfreudigen Vorbesitzer hin. Das kann mal zu echten Problemen führen. Wenn mal die Elektrik spinnt, sucht man sich einen Wolf.
Der Motor und die Anbauteile sollten trocken sein. Ein gereinigter Motorraum ist zwar schön, kann aber Mängel verdecken.
Ein Blick in den Ausgleichsbehälter sollte man noch wagen. Schwimmt ein Ölfilm oben herum, kann die Kopfdichtung oder ein Ölkühler defekt sein. Den Öleinfüllstutzen auch mal kontrollieren. Sollte sich dort Schaum oder Ölschlamm finden, stimmt etwas nicht. Eine mögliche Ursache auch hier, die Kopfdichtungen.
Jetzt kann man noch den Ölstand des Motors prüfen. Zu viel oder zu wenig sind immer Gift. Riecht das Öl nach Sprit, sollte es sofort gewechselt werden.
Unter dem Auto sollte man noch mal gegen den kalten KAT klopfen. Wenn der rasselt hat sich die Keramik gelöst und der KAT muß getauscht werden. Eine AU besteht man so jedenfalls nicht regulär.
Wenn man nun schon unter dem Auto kniet/liegt sollte man noch schauen ob irgend etwas feucht ist. Ölwanne, Getriebe, Differential und auch die Stoßdämpfer sollten trocken sein. Den Unterboden ruhig mal mit einem Schraubenzieher (mit dem Griff!) abklopfen. Morsche Stellen hört man sehr gut.
Wenn man alles durch hat, kann man jetzt mal den Motor starten. Am Besten starten lassen. So kann man sich die Abgase ansehen. Falls er beim anlassen kurz bläut, könnten die Ventilschaftdichtungen nicht mehr so gut sein. Das ist bei den alten Motoren schon fast normal.
Der Motor sollte im kalten wie im warmen Zustand einen gleichmäßigen runden Leerlauf haben. Die Drehzahl sollte, je nach Motor, zwischen 550 und 750 U/min liegen. Der Motor sollte bei einem Gasstoß sauber hoch drehen, sich nicht verschlucken und wieder zügig die Leerlaufdrehzahl erreichen. Der Motor sollte nicht klingeln, klappern oder sonst irgend welche Nebengeräusche machen.
Bei den 3rd Gen V6 reißen gern mal die Krümmerbolzen der hinteren Zylinder ab. Hier mal bei kaltem Motor mit der Hand die Bolzen ertasten. Ein abgerissener Bolzen muß nicht zwangsläufig einen undichten Krümmer zur Folge haben und bleibt sonst unentdeckt. Das Ausbohren ist eine ganz schöne Fummelei und kann richtig Geld kosten.
Eine weitere Schwachstelle bei den 3rd Gen V6 sind die Froststopfen. Am besten mal den Vorbesitzer fragen, ob die schon mal gewechselt worden sind. Ein kompletter Wechel kann auch sehr teuer werden, da das Getriebe abgenommen werden muß um an die hinteren Stopfen zu kommen.
Jetzt kommen wir zum angenehmsten Teil, der Probefahrt. Wenn man keine bis fast keine Ahnung von den Autos hat, sollte man besser jemanden mitnehmen, der sich damit auskennt. Das lässt sich ja leider nicht immer machen deshalb hier mal ein paar Anmerkungen.
Die Fahrzeuge haben eine sehr leichtgängige Lenkung, amerikanisch halt. Ein kleines Spiel darf das Lenkrad haben, am Besten natürlich gar kein Spiel. Die Lenkung sollte in jede Richtung einmal voll eingeschlagen werden. Es darf nichts knacken oder knarzen. Das Gleiche gilt auch während der Fahrt. Es darf kein poltern, quietschen oder sonst was vom Fahrwerk kommen. Der Wagen sollte gerade aus laufen und auch beim bremsen stabil gerade bleiben. Das Automatikgetriebe sollte nicht ruppig und auch nicht zu weich schalten. Eine gesunde Mitte ist perfekt. Der Overdrive (falls vorhanden) sollte merklich bei rund 70 kmh schalten und den Kickdown auch ruhig mal ausprobieren. Ein manuelles Getriebe sollte sich geräuschlos und ohne Gewalt schalten lassen. Die Kupplung sollte nicht zu schwergängig sein und nicht erst bei voll durch getretenem Pedal voll öffnen. Der Rückwärtsgang beim Schaltgetriebe ist nicht das Gelbe vom Ei. Das ist eine Krankheit und im Grunde normal. Die Hinterachse sollte ruhig sein. Speziell die Achsen der späteren 4th Gen mit Torsen Differenzial sind anfällig und jaulen dann ab 80 kmh.
Die Probefahrt sollte ausgiebig gemacht werden. Auch ein Stück Autobahn sollte man fahren. Auch bei höheren Geschwindigkeiten dürfen keine nennenswerten Vibrationen am Lenkrad entstehen. Windgeräusche sollte man dagegen nicht zu Ernst nehmen.
Die Motortemperatur sollte nach rund 5 km Fahrt nahezu Betriebstemperatur haben. Ein Motor der nie warm wird verbraucht mehr und verschleißt natürlich auch schneller. Zu heiß sollte er natürlich auch nicht laufen. Die Betriebstemperatur liegt bei rund 195 °F bzw. 89 °C.
Die Klimaanlage sollte auch richtig kühlen. Wenn die Klimaanlage läuft sollte auch ein Lüfter laufen.
Ach ja, auch wenn ein noch so tolles Audiopaket verbaut wurde, sollte man bei der Probefahrt darauf verzichten und auf die Fahrgeräusche achten.
Nach der Probefahrt sollte man bei Automatikgetrieben jetzt noch das Getriebeöl prüfen. Dazu den Motor laufen lassen und jede Fahrstufe einmal kurz durchschalten. Jetzt kann man den Ölstand prüfen und bei der Gelegenheit auch noch das Öl. Es sollte rötlich gefärbt sein und nicht verbrannt riechen.
Den Auspuff kann man jetzt auch noch mal auf Dichtheit prüfen. Manche Autos werden nach der Probefahrt inkontinent und pieseln auf die Straße. Da kann man auch gleich noch mal schauen. Eventuelle Wasserflecken in Höhe der Frontscheibe können von der Klimaanlage kommen (Kondensat) und sind normal.
Nochmal rund ums Auto gehen und sich die Reifen ansehen. Das Profil sollte gleichmäßig abgefahren sein. Die Reifen sollten nicht porös sein oder zu alt. Das Alter lässt sich mit Hilfe der DOT-Nummer bestimmen. Eine Beschreibung der Reifen-Kenndaten findet man z.B. hier:
http://www.kfztech.de/kfztechnik/fahrwe ... ntipps.htm
Chromfelgen sind ja weit verbreitet. Bitte darauf achten, dass diese auch eingetragen sind.
Zum Schluß kann man noch bei der 3rd & 4th Gen mögliche Fehlercodes auslesen. Ein Hinweis auf einen Fehlercode gibt die SES-Leuchte. Die SES-Leuchte sollte bei gestartetetem Motor nach ein paar Sekunden aus gehen. Leuchtet sie weiter oder geht sie wärend der Probefahrt mal kurz an, wurde ein Fehler im Fehlerspeicher abgelegt. Wie man den Fehlercodes auslesen kann, findet man z.B. hier auf der Hauptseite:
http://www.bandit-online.de/html/technik.htm
Spezialisten können sich auch ein Diagnosetool basteln. Eine Anleitung findet man auf der Hauptseite:
http://www.bandit-online.de/html/technik.htm
Für die 4th Gen benötigt man zwingend ein Diagnosegerät. Je nach Baujahr gab es OBD1 & OBD2. Ausblinken ist hier nicht mehr möglich.
Heutzutage kosten die OBD2 Diagnosegeräte nicht mehr viel Geld (Ebay ~ 15€). So ein Teil mittels Bluetoooth mit einem Smartphone verbunden + einer App wie z.B. Torgue und man hat alles was man braucht (Livedaten & Fehlercodes).
Ich habe mit Sicherheit noch ein paar Sachen vergessen oder nicht ganz korrekt beschrieben und bitte darum mich zu verbessern.
/edit Links gefixt
allgemeine Kaufberatung
Moderatoren: PontiacV8, J.C. Denton, Onkel Feix, JJ
allgemeine Kaufberatung
Zuletzt geändert von Sven am 09.11.2012, 04:56, insgesamt 3-mal geändert.
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